Es regnete in strömen, blitzende Lichter, laute Geräusche, Autoreifen quietschten, Schreie und dann ein heftiger Knall.
Ich saß auf einer Strasse, drehte mich um, wusste gar nicht was geschah, mein Fell war nass und mir tat alles weh, traurig schaute ich auf und sah eine junge Frau auf mich zulaufen, ich duckte mich und ging ganz langsam zurück, sie kam näher, was mache ich denn jetzt? Ach, eigentlich ist ja auch schon alles egal, soll sie doch kommen..........
Ich schloss die Augen und wartete auf den Schmerz, der mich mein leben lang begleitete........
Eine sanfte zitternde Stimme sprach mich an:" hallo Kleiner, Du bist doch ein Frettchen, was machst du denn hier?" Vorsichtig öffnete ich die Augen und schaute sie an. Sie war eine junge Frau mit einem lieben Gesicht, ihr langes blondes Haar lag nass auf ihren Schultern, ein paar ihrer Haare klebten auf ihrer kleinen, runden, witzigen Brille.
Sie strich sich die Haare aus dem Gesicht und drehte sich um, ihr trauriger Blick blieb an ihrem Auto, das an der mittlerweile nicht mehr leuchtenden Laterne gedrückt war, stehen. Dieser Moment dauerte eine Weile, dann drehte sie sich zu mir zurück und reichte mir mit einem Lächeln ihre Hand, irgendwie war sie etwas besonderes, dachte ich und ich nahm ihre freundliche Geste an.
Auf ihrem Arm sitzend betrachtete ich sie während sie mit mir sprach:" Tja kleiner, mit meinem Auto, das wird wohl nichts mehr und ihr Blick schweifte noch mal kurz nach links, als wir an dem Wrack vorbeigingen, wir müssen laufen....aber egal, Hauptsache du bist gerettet..!"
Ich kuschelte mich an sie und schloss erschöpft die Augen unter ihrer Jacke, mit dem Gedanken, was wird jetzt wohl passieren, wird sie mir helfen ? Soll ich ihr meine Geschichte erzählen, wird sie mich verstehen?
Mit diesem Gedanken und dem schönen Gefühl ihrer Wärme schlief ich ein.
Sonnenstrahlen durchfluteten einen wunderschönen Raum, liebevoll bis ins Detail gestaltet, im Hintergrund spielte leise Musik und es roch nach frischen Feldblumen.
Ein freundliches "guten morgen Kleiner" lies mich langsam meine Augen öffnen. und ich linste vorsichtig unter der kuschlig warmen Decke in der ich lag hervor. Da war sie ja wieder diese liebe Frau, dachte ich, es war doch kein Traum. Ich schaute sie an, als sie auf mich zukam und mich wieder mit ihrem netten Lächeln auf den Arm nahm. "Ich habe uns zwei Frühstück gemacht" und fröhlich singend verschwand sie mit mir in der Küche.
"Ich heiße Mary und Du? na kleiner, Du verstehst mich ja sicher nicht, aber das macht nichts, wir beide werden schon miteinander klar kommen." erstmal brauchst du einen Namen, lass mich mal überlegen... hhhmmm"
Sie setzte mich vorsichtig an zwei Schälchen, eines war gefüllt mit frischem Wasser und das andere mit leckerem frischen Fleisch, ich hatte riesen Hunger und fraß erstmal während sie leise hunderte von Namen vor sich hin murmelnd in der Küche hin und herhuschte.....
Während ich mir den Bauch vollschlug dachte ich, oh, ich hatte schon so viele Namen, immer wieder einen anderen, mal schauen was ich nun für einen bekomme, aber wenn ich bei ihr bleiben könnte wäre mir jeder Name recht, egal welcher, ob Heinz, Karl oder Quasimodo. Wenn sie mich doch behalten würde, sie ist so nett, alles hier strahlt soviel liebe aus...beim fressen jammerte ich so vor mich hin und dachte, bitte Mary behalt mich doch, bitte.....
Da blieb sie plötzlich stehen und rief:" ( mir blieb fast das Fleisch im Hals stecken so erschrak ich mich in diesem Moment) kleiner ich habs, du wirst Crash heißen, das finde ich prima, so haben wir uns ja auch kennen gelernt und Du bleibst bei mir.!"
Was hatte sie das gesagt? hab ich richtig gehört, ich bleib hier, wirklich, bei ihr????? Nun war auch das essen egal, ich lief muckernd auf sie zu ( ich konnte es ja noch , ich konnte noch muckern....?! )
Ich sprang auf einen Hocker, auf den Tisch und freute mich so sehr, das es passierte........mir rutschte es raus und ich rief:" wow Mary, danke....."
Mary fiel die Kaffeetasse aus der Hand und sie starrte mich an, ihr Atem stockte und meiner gleich mit....." Du kannst mich verstehen und ich Dich, oh mein Gott....." Sie musste sich setzen. Ich ging langsam zu Ihr, setzte mich auf ihren Schoß und putzte ihr die Hand. Langsam und völlig erschrocken streichelte sie mich. Sie sah mich fassungslos an und sagte" wie kann das sein, das verstehe ich nicht, träume ich?"
"Nein Mary, Du träumst nicht, ich werde es Dir erklären und Dir meine Geschichte erzählen:"
Sie setzte mich auf den Tisch und holte sich einen neuen Kaffe, ich hüpfte auf den Korbstuhl und machte es mir dort gemütlich. Immer noch ganz durcheinander setzte sie sich zu mir, ich musste mich zusammen reißen denn jetzt werden alle Erinnerungen, während ich ihr meine Geschichte erzähle.
"Tja Mary, wo fange ich denn an?"Sie streichelte mich und sagte:" ist es auch nicht zu schwer für Dich kleiner Crash, nach dem gestrigen Tag?"
"Nein, ich bin froh das ich Dich hab und mir mal wirklich alles von der Seele reden kann, also pass auf.........."
Mary lehnte sich mit einem ängstlichen und fragendem Blick in ihrem Stuhl zurück und ich begab mich mit ihr in meine Vergangenheit.......
Vor ein paar Jahren wurden ich und meine sieben Geschwister bei einer lieben Frau geboren, unsere Mom wurde damals ausgesetzt und brachte uns in dieser Frettchenhilfe mit ihrer letzten Kraft zur Welt, trotz aller Bemühungen der Frau ( sie hieß Bini ) hat sie nicht mehr lange gelebt, sie war einfach zu schwach. Mit Binis Hilfe haben wir alle acht überlebt, sie hat uns mit sehr viel Liebe und Geduld groß gezogen. Ich fand es natürlich nicht so toll, na Du weist schon, die Sache mit dem Arzt, und so.....(ich schaute ein wenig beschämt zur Seite........) aber das musste ja sein, und trotzdem wurden wir vier stattliche Jungs und vier ganz bezaubernde Mädels....;-) Wir konnten bei ihr glücklich unser Leben genießen, es war immer ein heiden Spaß, doch es konnte nicht für immer sein.
Wir bekamen mit, das sie auf der Suche nach neuen Menschen für uns war, doch das war schon o.k so, denn wir hatten ja keine schlechten Erfahrungen gemacht, wir waren traurig, das wir nicht alle zusammen bleiben konnten, aber jeder von uns hatte einen Partner, so ging ich mit meiner Schwester Silly zuerst in mein neues zuhause, es waren zwei ganz tolle Menschen, sie hießen Karl und Maria, lebten auf Rügen in einem kleinen alten Haus am Meer, Die Trennung von Bini und unseren Geschwistern war traurig und ich denke heute noch oft an sie alle, doch die Neugier auf das neue Leben und der Blick in die Zukunft machte uns fröhlich und wir freuten uns auf unser Heim.
Und die Freude war nicht unberechtigt, es war ein Traum, sozusagen ein Frettchentraum, Haus mit Garten, Strand und Meer, alles voller Blumen an denen wir prima buddeln konnten.....;-) leider hatten wir nicht die Chance zum türmen um uns mal so ganz alleine umzuschauen, aber da konnten wir mit leben......Karl und Maria zeigten uns alles und dann ging’s los....wir muckerten, hüpften und freuten uns, die beiden waren ganz begeistert und ihr Lachen nahm kein Ende .Wie wir es erwarteten war es eine tolle Zeit, wir durften im ganzen Haus unterwegs sein, es war alles für uns da, Karl und Maria waren einfach klasse, ein kleiner Raum war nur für uns beide, Silly und ich hatten ein tolles Leben.......Bis zu dem Tag an dem das Schicksal mit voller Wucht mein kleines Leben und unsere Harmonie zerstörte........